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Ein etwas anderer Konzertabend

von Marvin Düser

Pianist, Sänger und Rapper – Chilly Gonzales ist ein Ausnahmekünstler mit vielen Gesichtern. Eben diese zeigte er einer Gruppe von Schüler*innen im Rahmen des diesjährigen Klavier-Festivals Ruhr in der Philharmonie Duisburg. Während man in die eingängigen Melodien der Solostücke des Künstlers, vorgetragen auf einem Flügel, vollkommen abtauchen konnte, rangen einem gesungene Stücke aufgrund von Gonzales‘ Humor nicht selten ein Lachen ab. Begleitet wurde der in Köln lebende Kanadier in ausgewählten Stücken von der britischen Cellistin Stella Le Page, die Akzente setzte und ebenfalls durch die virtuose Beherrschung ihres Instrumentes zu beeindrucken wusste. Doch auch die Konzertbesucher selbst wurden durch Klatschen und Summen in die musikalischen Stücke eingebunden. Zwischenzeitig verwandelte der Pianist den Konzertsaal in einen Musikraum als er mithilfe der Stücke „Riecht wie Jugend-Duft“ des Künstler „Cobain, K.“ und „Schlag mich Kinder noch einmal“ von  „Spears, B.“ den sogenannten Bach-Trick erklärte: “Gleiche Melodie, andere Register.“

Ein klarer Höhepunkt der Schüler*innen war Gonzales‘ an der Pauke vorgetragener Disstrack gegen Richard Wagner. Nach einer Abarbeitung an dessen antisemitischen Überzeugungen problematisierte der Künstler darin ironisch und selbstkritisch die Frage, ob die Kunst vom Künstler zu trennen sei, indem er sich selbst als Clown im Rad der Unterhaltungsindustrie bezeichnete und die letztliche Beantwortung in die Hände der begeisternd applaudierten Zuhörer legte. Zwischen Banalitäten des Alltages, popkulturellen Anspielungen und akademischen Zitaten wusste der Kanadier alle Register zu ziehen und präsentierte sich später sogar auf Deutsch als vielschichtiges literarisches Talent.

Als nach zwei Stunden der ganze Saal begeistert im Saal stand und Gonzales‘ letzte Darbietung am Klavier bestaunte, bei der er neben seinen beiden Händen auch den rechten Fuß bemühte, waren sich alle Schüler*innen und auch die Lehrkraft einig etwas ganz Besonderes gesehen zu haben. Ein großer Dank gilt dem Klavier-Festival Ruhr mit seiner Initiative „Junges Ruhrgebiet“ für die Ermöglichung des Erlebnisses sowie Herrn Schemberg für die Organisation des Abends.